Lieber zukünftiger Nicht-Arbeitgeber

Lukas Rapp
3 min readNov 12, 2020

Wieder einmal hast du mir eine Email mit folgenden Worten gesendet.

Das Auswahlverfahren ist mittlerweile abgeschlossen. Leider konnten wir Ihre Bewerbung dabei nicht berücksichtigen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der weiteren Stellensuche.

Wieder einmal stehe ich vor diesen Zeilen, die fast immer gleich klingen und Frage mich, wie ich Erfolg haben soll, wenn ich nicht weiß, woran es mangelt und was ich an mir selber weiterentwickeln muss.

Ich lasse die Absage und das negative Gefühl sinken. Schlafe eine Nacht darüber und setze mich am nächsten Tag mit einem Kaffee gegen 9 Uhr morgens an den Laptop. Dann piepst mein Laptop und es poppt eine Erinnerung aus dem Kalender auf “E-mail schreiben bzgl. Grund der Absage”. Meistens natürlich nicht so genau, sondern einfach “Absage, Warum?”.

Bei einem Anruf sind die wenigsten vorbereitet und möchten keine Zeit investieren, meine Unterlagen herauszuholen, weshalb ich eine E-mail schreibe. Als Vorwarnung sozusagen. Meist bedanke ich mich für die Absage — denn oft bekommt man nicht mal diese. Frage aber im selben Atemzug nach, was der genaue Grund ist, da mir dies hilft, mich weiterzuentwickeln und mir dann hoffentlich auch “Erfolg bei der weiteren Stellensuche” bringt. Ich biete auch an, dass ich mich telefonisch melde, da dies oft einfacher und weniger zeitintensiv ist.

Fast immer habe ich fünf Tage später noch keine Antwort, weshalb ich eine freundliche Erinnerung schreibe und noch einmal explizit auf die Möglichkeit des Anrufs eingehe.

Einen Tag später ist die Antwort in meinem Posteingang.

daher können wir nicht auf alles in dem Maße eingehen, wie es auch für uns wünschenswert wäre. Wir haben eine Vielzahl an explizit auf die Stelle passenden Bewerbungen erhalten, sodass wir ihre Bewerbung leider nicht berücksichtigen konnten. Ich hoffe Ihnen damit etwas weiter geholfen zu haben.

Aha. Und nein, Sie haben mir ganz und gar nicht geholfen, was Ihnen sicherlich beim Schreiben schon klar war. Ich lese die E-mail ein zweites mal. Eines kann ich mit Sicherheit direkt beantworten — meine Bewerbung war auch explizit auf die Stellenausschreibung geschrieben. Nun gut. Ich mache mir einen Kaffee, komme zurück zum Laptop. Mittlerweile habe ich schon 15 Mal durchgeschnauft, sodass ich keine E-mail zurückschreibe, die etwas zu emotional rüberkommt, obwohl mir dies schon das eine oder andere Mal passiert ist.

Mir ist bewusst, dass es viele, ja sogar Hunderte Bewerbungen für eine Stelle gibt und diese auf die Firmen einprasseln. Mir ist auch bewusst, dass nicht jeder Bewerber automatisch eine E-mail mit Persönlichkeitsanalyse und SWOT Analyse bekommt. Dies ist auch nicht möglich.

Nun wäre es interessant zu wissen, wie viele Personen, die eine Absage bekommen, Anrufen, eine oder sogar eine zweite E-mail schreiben, um die Gründe zu hinterfragen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies mehr als 10 % sind. Korrigiert mich, wenn ich falschliege. Dieser Anruf oder auch die erste und zweite E-mail, sollte es dem Nicht-Arbeitgeber, der mir Erfolg in meiner Zukunft wünscht, Wert sein, mir einen Grund zu nennen.

Was aber viel wichtiger ist und was auch der Grund ist, weshalb ich diese Zeilen schreibe, ist meines Erachtens der mangelnde Respekt, der von den Nicht-Arbeitgebern an in diesem Fall mich, den Bewerber gezeigt wird. Ich investiere viel Zeit, Gedanken und Aufwand in meine Bewerbungen. Korrigiere einige Male, schlafe eine Nacht darüber, lasse sie von Freunden querlesen. Meistens benötige ich 1–3 Tage für eine Bewerbung.

Zwei Minuten Telefonat oder einen Zweizeiler würden mir oft schon reichen, um zu verstehen, wo ich mich verbessern kann. Stattdessen nehmen sich Arbeitgeber zwei Minuten, um mir einen Standardtext zu schicken.

Vielen Dank.

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